Wir sind Kultur- und Kreativpiloten 2019!

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das Aufnahmegespräch

Nachdem wir unsere Unterlagen eingereicht hatten wurden wir vom u-institut zum Bewerbungsgespräch nach Hamburg eingeladen. So hatten wir erstmals Gelegenheit die Räume des Betahauses zu sehen. Darin wurde schanzentypisch direkt an der Bar veganes Essen angeboten und die Nichtduldung von sexistischem und faschistischen Verhalten proklamiert. Wir hatten also direkt einen Match in unseren Werten und haben uns dementsprechend wohl gefühlt.
Der Auswahlprozess war dann trotz der einfachen Struktur recht aufwändig: In drei Auswahlgesprächen haben wir mit je drei bis fünf Personen über verschiedene Aspekte und Bereiche unserer Hintergründe und unseres Vorhabens gesprochen. Allein das wertvolle Feedback in diesen Gesprächen war schon den Aufwand und die Anreise wert. Die wurde uns bezahlt, damit kein Projekt durch die finanzielle Situation an der Teilnahme gehindert wurde. Besonders im kreativen Bereich ist eben nicht jedes Projekt als wirtschaftliche erfolgreiches Startup aufgestellt, im Gegenteil arbeiten einige auch dezidiert Open-Source.
Gleichzeitig mit uns waren drei andere Teams im Aufnahmegespräch, die mit uns durch die Jurygruppen rotierten, so dass immer ein Team Pause hatte. Die Jury hatte das gleiche Programm dann Nachmittags wieder, und das an zwei weiteren Tagen im Hamburg. In leicht veränderter Zusammensetzung fanden diese drei Tage auch in drei anderen Städten im Osten, Westen, und Süden des Landes statt. Der Umfang dieses Bewerbungsgespräches lässt im Nachhinein schon die Dimensionen des Programms erahnen.

Dabei!

Arved und Michelle erhalten die Auszeichung von Staatssekretärin Claudia Dörr-Voss

Staatssekretärin Claudia Dörr-Voss überreicht uns die Auszeichnung

Einige Zeit später kam dann telefonisch die Nachricht: Wir sind dabei! Kultur- und Kreativpiloten 2019. In einem ersten Workshop in einem Konferenzhotel am Berliner Müggelsee konnten wir uns untereinander kennenlernen und wurden auf die Auszeichnungsveranstaltung vorbereitet. Als vegane WLAN-Städter mussten wir uns auf das ältere Hotel etwas einlassen, aber das großartige Programm und die vielen netten Leute haben den Ausflug mehr als Schön, spannend und Lehrreich gemacht.
Zurück in Braunschweig hatten wir kaum Zeit, im Daily Business zu versinken. Pressemitteilungen mussten geschrieben und Flyer gedruckt werden. Und: der erste eigene Messestand! Zum Glück stand an jedem der kompakten Plätze bereits ein Banner mit einer Beschreibung des jeweiligen Projektes, sodass wir unseren Stand mit recht wenigen Materialien gut ausgestalten konnten. Hier hatte Michelle einige schöne Ideen, durch die wir uns mit einfachen Mitteln hochwertig präsentieren konnten.
Nachdem wir am ersten Tag morgens fix den Stand aufgebaut haben, gings ins Kanzlerinnenamt zum gemeinsamen Foto mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters. Sechs ausgewählte Projekte konnten sich ihr noch präsentieren, und nach Vortrag und Schnittchen gings zurück zum Westhafen, wo der Rest der Veranstaltung stattfand. Noch ganz im Klassenfahrtfeeling saßen wir dann versammelt in den ersten Reihen des vollbesetzten Congress Centers, wo uns schließlich Staatssekretärin Claudia Dörr-Voss unsere Auszeichnung überreichte.

alle Preisträger*innen

Alle ausgezeichneten Menschen auf der Bühne

Hier einmal alle zusammen

Neben all den Gesprächen am Messestand und der Aufmerksamkeit, die eine Auszeichnung der Bundesregierung mit sich bringt, sind es vor allem die Kontakte zu den anderen Teams, die wir als Gewinn mit nach Hause nehmen. Einmal alle 31 der Reihe nach:

  • Meine Master-Kommilitoninnen Julia und Isa machen sich mit ihrem Projekt PrototypingFutures auf, den Wandel ländlicher Gemeinden zu gestalten.
  • Die Gründerinnen von Eeden Hamburg schaffen einen Female-Coworking Space, einen sicheren Raum zum neu Denken. Checkt das neue Album von Onejiru!
  • TUTAKA bieten einen Marktplatz und eine Beratung zur nachhaltigen Gestaltung von Gastronomie, Hotels, Events und Festivals
  • tip me erlauben uns, auch denen ein Trinkgeld zu geben, mit denen wir nicht direkt interagieren – zum Beispiel den Menschen, die unsere Sneaker nähen.
  • Tebalou bieten im eigenen Onlineshop Kinderbücher und -Spielzeuge an, in denen verschiedenste kulturelle und ethnische Hintergründe vertreten sind. Mein Favorit: Das Buch „Alle haben einen Po„, in dem kindgerecht Bodypositivity und verschiedene Körperbilder vermittelt werden.
  • Nachdem das Stoffdach-Team selbst viele Technopartys veranstaltet hat, bezelten sie jetzt auch u.a. Hochzeiten
  • Jonas von Soundwerk sammelt die Klänge von Orten und komponiert daraus Musik für Image- und Werksvideos.
  • Mit unglaublichem Aufwand und riesiger Liebe fürs Detail bauen die Slow Bros. in Kleinstarbeit das Computerspiel ‚Harold Halibut‚ – aus  physisch gebauten und 3D-gescannten Umgebungen – allein das Video auf ihrer Website gibt schon einen großartigen Einblick!
  • Amber (schöner Name!) und Valentina von Si Beau erlauben es Geschäftsfrauen, sich auf Inhalte zu konzentrieren anstatt sich Sorgen um ihre Kleidung machen zu müssen.
  • Die Architektin Aline baut s’Boulderblöckle – kompakte Kletteranlagen für den städtischen Raum
  • Frederic sammelt die Artefakte seiner Reise im Questlog, in dem sie sicher aufbewahrt und präsentiert werden können.
  • Dominik vom Open Press Project stellt die Pläne für eine 3D-gedruckte Tiefdruckpresse kostenlos ins Netz.
  • Kati und Kristine von Ooshi waren während der Preisverleihung doppelt aufgeregt – am selben Abend wurde ihr Auftritt in der Höhle der Löwen ausgestrahlt. Der angebotene Deal hat ihnen nicht gereicht, aber sie haben dafür trotzdem jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit bekommen.
  • Aus der Liebe zum Fahrradfahren heraus gibt es bei Reflective Berlin gut sichtbare reflektierende Sticker für Fahrrad und Kleidung. Besonders jetzt im Winter enorm wichtig!
  • Nach Gehirnoperationen müssen Menschen zum Teil grundlegende Dinge wieder lernen. Eine zeitgemäße Umgebung hierfür gibt es im VR-Angebot von Living Brain.
  • Lithium Architects ermöglichen mit 3D-gedruckten Elementen den Bau von Fassaden in Freiformflächen.
  • Hast du auch deinen Löffel gegessen? Kulero stellen essbares Besteck in fünf Geschmacksrichtungen her und haben kürzlich ein Crowdfunding erfolgreich abgeschlossen (Ich hab auch mitgemacht!) Wobei meine Kürbissuppe trotz Kakaolöffel nicht nach Kakao schmeckt – der ist schließlich Nachtisch!
  • Kugel und Niere produzieren Podcasts in der amerikansichen Storytelling-tradition, die es in Deutschland bisher so nicht gibt.
  • Das Kontextlab macht komplexe Informationen zu Themen anschaulich und ist die Softwarelösung hinter ihrem eigenen Magazin ‚Der Kontext‘
  • Damit Sexualkundeunterricht nicht mehr ausfällt, weil die Lehrkraft zufällig heute krank ist, soll die Knowbody-App den Sexualkundeunterricht für Lehrkräfte einfacher gestalten.
  • In Hessen heißt das Endstück eines Brotes Knärzje – weswegen das aus aussortierten Brotresten gebraute Bier diesen auch trägt.
  • Das Honopu-Team entwickelt ein plastikfreies Verschlusssystem, über das sie aus patentschutzgründen noch keine weiteren Informationen herausgeben können.
  • Samira hat MS und bloggt darüber. Mit Healthy Content, Sick Ideas baut sie eine Agentur für Healthcare Influencer*innen auf.
  • Das Label Feral Note veröffentlicht elektroakustische Kunstmusik. Ich habe mit dem Genre meist meine Schwierigkeiten, aber die erste veröffentlichte Platte – auch noch direkt vom Labelgründer Kaan Bulak – hat mir doch sehr gut gefallen.
  • Mit dem von Adrian entwickelten Eye build it Creator können alle Menschen Kunst schaffen, nur durch die Bewegung ihrer Augen
  • Im CRCLR Haus Neukölln entsteht das Kreislaufwirtschaftssystem der Zukunft – Wir lieben den Ansatz!
  • Das Wisp Kollektiv befasst sich mit 3D-Raumklanginstallationen zwischen Kunst und Technologie.
  • Cocktailfilms wollen die Welt mit Filmen verändern und bewegen sich dafür zwischen Unterhaltung und gesellschaftspolitischer Relevanz.
  • Durch industrielle Produktion – wie etwa von Leder –  schrumpfen überall auf der Erde die Lebensräume vieler Tierarten. Damit diese Arten dennoch erhalten bleiben und nicht verloren gehen, wollen Björn und Heiko mit dem Citizen-Conservation-Netzwerk die Halter*innen von bedrohten Tierarten vernetzen und das Aussterben aufhalten – angefangen mit Salamandern und Fröschen.
  • Beesharing widmet sich auch dem Kampf gegen das Aussterben, in diesem Fall dem von Bienen.
  • A.muse entwickeln großartige VR- und AR-Erlebnisse – von der Weltraumschaukel bis zum interaktiven Kinderbuch.

Das sind so viele großartige Projekte aus so vielen verschiedenen Bereichen, dass wir uns tierisch freuen, ein Teil dieser Gruppe sein zu können! Danke an das ganze Team!

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399 Responses

Autor:

Arved Bünning

Arved Bünning